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Der Schatzfund von Szilágysomlyó/Şimleu Silvaniei und die Schlacht von Nedao

von Radu HARHOIU

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Keywords: Deponierung (depuneri), Fibeln, Gepiden, Hunnen, Medaillone; Rumänien, Schatzfund (tezaur), Siebenbürgen (Transilvania), Ungarn, Völkerwanderungszeit.

Abgekürzt zitierte Literatur


    Die in der Schlacht von Nedao siegreichen Gepiden siedelten wahrscheinlich zwischen dem 1. und dem 4. Jh. östlich der unteren Weichsel und der Pssarge, also im östlichen Bereich der Wielbark-kultur. Fehlen von Grabhügeln und Steinkreise und überwiegende Körperbestattung sollen dafür hinweisend sein1. Im Laufe des 3. Jh. verließen gepidische Volksgruppen ihre Siedlungsgebiete und kämpften neben Goten in der Schlacht von Naissus (269). Erst Ende des Jahrhunderts scheinenen größere gepidische Bevölkerungsanteile nach Süden ausgewandert zu sein. Hinweisend für die Wanderrichtung in Richtung mittlerer Oder, könnten die Worte des legendären Königs Fastida sein. In seinen, im Jahre 290/291 an den von Ostrogotha geführten Goten gerichteten Forderungen nach Land wird erwähnt, daß er (Fastida) die Burgunden "fast bis zur Vernichtung geschlagen" und " das väterliche Gebiet mit den Waffen erweitert" hätte2. Diese mögliche Wanderrichtung durch ein, an Waffenbeigabe in der Grabsitte reiches Gebiet, könnte eine Erklärung für die später, im Unterschied zu den Goten, konsequent gepflogene Waffenbeigabe sein.

    Die Forderungen Fastidas wurden abgewiesen. Die darauf folgende Auseindersetzung zwischen den verwandten ostgermanischen Stämme endete mit der Niederlage der Gepiden in der Schlacht von Galtis. Das war auch entscheidend für die, in der Nachfolgezeit von den Gepiden besetzten Siedlungsgebieten gewesen. Im Unterschied zu der gotischen süd-ost orientierten Stoßrichtung, haben sich die Gepiden nach Süd-Westen gewendet. Man kann somit theoretisch mit dem Erscheinen der Gepiden am Ende des 3. und Anfang des 4. Jahrhundert am Rand der Karpaten, im Gebiet des Oberlaufes des Dnjestr oder der Theiß rechnen.

     Ob die Gruppe I der Medaillons aus dem Schatzfund von Szilágysomlyó/Șimleu Silvaniei damit im Zusammenhang steht, kann vermutet, doch archäologisch nicht nachfolzogen werden3.

    Unklarheit herrscht auch über das Los der Gepiden im Laufe des 4. Jahrhunderts. Einen Hinweis für die Präsenz der Gepiden im oberen Theiß-Kreischgebiet und für gute Beziehungen mit den Römern können die Gruppe II der Medaillons von Szilágysomlyó/Șimleu Silvaniei darstellen4. Das dafür entsprechende archäologische Fundgut ist aber weitgehend unklar.

    Erst D-1 zeitliche Fundverbände (Ausgang des 4- Anfang des 5. Jahrhundert) sowohl aus dem oberen Theißgebiet5 aber auch aus Siebenbürgen6, mit neu aufretender Körperbestattung mit S-N- bzw. SW-NO und dann W-O-Gräbern, dann eingliedrige Fibeln mit umgeschlagenem Fuß, bestimmte Ustensilien (Stichel aus Bratei 1) und Waffenbeigabe (Schwert, Lanze, kannelierte oder kegelförmige Schildbuckel: D4) 7. könnten dafür in Anspuch genommen werden. Trotz der Uneinheitlichkeit der Gruppe (Beziehung zu der SME-, Przeworsk- und sarmatischer Kultur), spricht auch die Belegungskontinuität in manchen Nekropolen aus dem oberen Theißgebiet bis weit in das 5. Jahrhundert8, für eine mögliche gepidische Zuweisung.

     Die hunnische Westwanderung hat Anfang des 5. Jahrhunderts auch zur Unterwerfung der wahrscheinlich im oberen Theißbecken und möglicherweise auch in Siebenbürgen (?!) siedelnden Gebieten geführt, wie das von dem angeblichen Gepidenkrieg des Ostgotenkönig Thorismund angedeutet wird9. Innerhalb der hunnischen Machtstruktur erfreuten sich die Gepiden einer besonders günstigen Position. Scheinbar wurden ihre Traditionskerne beibehalten und weiter gefestigt10 Sie haben sich wahrscheinlich an den gegen Ostrom gerichteten Kriegszügen aus dem vierten Jahrzehnt des 5. Jahrhunderts beteiligt und ihr Anführer Ardarich , der spätere Sieger von Nedao, genoß eine besonders hohe Stellung am Hofe von Attila: Attila schätzte sie [Valamir u. Ardarich] mehr als die anderen Kleinkönige. Ardaric nahm an den Beratungen Attilas teil, war treu und gab sichere Ratschläge, während die andere Menge von Königen, den Bediensteten ähnlich, ein Zeichen von Attila warteten 11.

    In diesem historischen Bild lassen sich weiter im Laufe der ersten Hälfte des 5. Jhs. eine ganze Reihe von Grabfunden sowohl aus dem Theißgebiet als auch aus Siebenbürgen (der Ösenhalsring von Buneoti, der Grabfund mit steinverzierten Fibeln von Vel?) einordnen12. "Gößere Länge und Palmettenbesatz der Blechfibeln; erstmals größere Gürtelschlösser mit rechteckiger Beschlägplatte; Prunkgewänder mit Goldflitterbesatz; Polyederohrringe; Nomadenspiegel usw.; hinzu kommt die Übernahme der Schädeldeformation", bilden die wichtigen Kennzeichen dieses Horizontes13.

    Das dadurch umreißbare Siedlungsgebiet der Gepiden lag im Theiß-Becken und, trotz der schwachen Funddichte, auch in Siebenbürgen. Das Theißgebiet und Siebenbürgen waren auch in die zweite Hälfte des 5.Jhs. und dann bis zum Untergang des Gepidenreiches im Jahre 568, die bedeutendsten Gebiete des gepidischen Sielungsareals.

    Zentralgelegen in diesem gepidischen Siedlungsbereich befindet sich der Berg "Magura" in der Gemarkung der Ortschaft Șimleul Silvaniei (Kreis Salaj, Nord-westrumänien), wo im Jahre 1797 zufällig (durch Erosion?) der (erste) Schatzfund von Szilágysomlyó/Șimleu Silvaniei geborgen wurde. Die Fundstelle liegt in der Nähe der gewesenen Straße Csorgó, am Rande eines Gelände, das im Jahre 1797 der Stadt angehört hatte, das aber im Jahre 1889, als hier der (zweite) Schatzfund geborgen wurde, im Besitz der Josefina Teleszky war. Der (erste) Schatzfund soll in einem Tontopf deponiert worden sein. Nachforschungen an Ort und Stelle konnten nur noch ein Medaillon retten. Scheinbar sind bei, oder nach der Entdeckung, ein Valensmedaillon, ein cloisonnierter Ring und ein Gürtelbeschäg mit Maskenkopf verloren gegangen. Weitere Informationen sind unbekannt. Im Jahre 1889 wurde auf demselben Gelände der zweite Schatzfund gefunden. Weitere Fundumstände sind wieder unbekannt14.
    Scheinbar gehören die beiden Schatzfunde von Szilágysomlyó/Șimleu Silvaniei einem einzigen Schatzfund an, der auf demselben Ackerboden, aber an verschiedenen Stellen versteckt oder möglicherweise deponiert wurde15.

    Das in dem Schatzfund vertretene Trachtzubehör zusammen mit den qualitätshohen goldenen Gefäßen offenbaren eine, auf höchster sozialer Ebene stattgefundene Darstellungsweise.

    Imponierend in dieser Hinsicht ist die, wahrscheinlich die militäriäsche Friedenstracht der Kaisern, nachahmende Onyxfibel, die, ähnlich ihrer verwandten kleinen Fibel von Pietroasa, das Macht- und Geltungsbewußtsein germanischer reges aber auch "das Bestreben, in der zu dieser Zeit (besonders) gleitenden innerstammlichen Rangab-folge weitere Distanz zu verschaffen" (V. Bierbrauer), veranschaulicht16.
    Auch die Halskette mit Anhängern17 zusammen mit den prächtigen Goldmedaillons18 sind Ausdrucksformen der ranghöchsten Vertreter der ostgermanischen gepidischen (?) Sozialstruktur.

    In diesen Pretiosen die Rückstrahlung eines frühvölkerwanderungszeitlichen Königsschatzes zu sehen erweist sich als fast zwingend anzunehmen. Seine Besitzer waren die reges Gepidorum, auf die, in mittelbarer Art und Weise, die Inschrift einer Medaillonsnachahmung aus Berlin hinweisen mag19.

    Wenn die Onyxfibel auf eine imitatio der kaiserlichen militärischen Friedenstracht hinweisen mag, so verdeutlichen die am Gürtel getragenen halbedelsteinbesetzten Goldschalen, in der Zeit des Höhepunktes der hunnischen Expansion, rezipierte reiternomadische Einflüsse 20.

     Öfters wurde in der Forschung angenommen, daß die Verbergung des Schatzfundes mit einem, zwischen 435-445, nach Attilas Machtübernahme und von ihm ausgelösten, gepidischen Dynastiewechsel oder Führungswechsel im ursächlichen Zusammenhang steht, als Folge dessen Ardarich, der spätere Sieger von Nedao, die Macht übernommen hätte21.
    Bevor darauf eingegangen werden soll, erweisen sich eine Reihe von Vorbemerkungen als unentbehrlich.

    Zur Chronologie des Schatzfundes von Szilágysomlyó/Șimleu Silvaniei läßt sich folgendes bemerken.

    Es erweist sich, daß die Medaillons in zwei Etappen zu den Gepiden als wertvolle Geschenke des Reiches gesendet wurden. Die erste Etappe gehört der konstantinischen, die zweite der Valenszeit an22.

     Wo und wie die Gepiden während der ersten Etappe gesiedelt haben ist archäologisch nicht klar. Es ist weiter anzumerken, wie das auch aus der Verbreitungskarte der Funde römischer Medaillone im Barbaricum hervorgeht, daß ähnlich prächtige Medaillone bei den Goten nicht belegt sind. Man könnte dabei vermuten, daß diese kaiserlichen Ehrengeschenke mit antibarbarische Bündnissysteme in Zusammenhang stehen könnten. Eventuell gegen die Goten oder auch gegen die Wandalen.

     Für die zweite Etappe, genauer das letztes Viertel des 4. und der Anfang des 5. Jhs., gibt es, wie schon erwähnt, eine Reihe von Fundverbänden die auf die Siedlungsgebiete der Gepiden sowohl im oberen Theißgebiet als auch in Siebenbürgen hinweisen mögen. Bezüglich des zweiten massiven Medaillonesendung kann vermutet werden, daß diese wahrscheinlich erst nach 375 (das jüngste post quem Datum) einzuordnen wäre, möglicherweise im ursächlichem Zusammenhang mit der hunnischen Westwanderung.

    Die starken Abnützungsspuren der Medaillone der Valenszeit, zusammen mit den sekundär angebrachten Rahmen, besonders sei dabei der cloisonierte Rahmen des Maximianus-Medaillons erwähnt, weisen auf eine chronologische Eingliederung während der ersten Hälfte des 5. Jhs. hin.

    Die kombinatorische Analyse der Fibeln mit halbkreisförmiger Platte und rautenförmigen Fuß von Șimleul Silvaniei und aus den verwandten Fundverbänden konnte sechs Fibelgruppen aussondern. Die erste, vornehmlich im Kaukasusgebiet verbreitete Fibelgruppe soll hier nicht weiter betrachtet werden.

    Da die meisten Fibeln der Gruppe II. aus Zufallsfunden stammen, kommt der Fibel aus Kere (24.06.1904) eine besondere Bedeutung zu. Die Fibel wurde zusammen mit anderen Beigaben in der, mehrere Bestattungen enthaltenden Gruft von Kere, die am 24.o6. 1904 auf der Gospitalnaja ulica entdeckt wurde, gefunden. Unter den verschiedenen Beigaben befanden sich auch Münzen von Constantius II (337-361), Constantius Gallus (351-354) und Valentinianus I oder Valentinianus II (364-375 bzw. 375-392), was eine Datierung während der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts wahrscheinlich macht. Angesichts der Tatsache, daß die kereer Fibel enge formenkundliche Beziehungen mit der für die Spätphase der S-M-K (C-3 Stufe) so kennzeichnenden Blechfibeln mit halbkreisförmiger Kopf- und rautenförmiger Fußplatte aufweist, würde ich die kereer Fibel in die C-3 Stufe, also im dritten Viertel des 4. Jahrhunderts chronologisch verankern. Das kann dann als ein chronologischer Hinweis, auch für die anderen Fibeln dieser Gruppe, die ja alle ausnahmslos aus dem nordpontischen Gebiet stammen, betrachtet werden.

    Auch für die Fibeln der als Übergangsgruppe betrachteten Gruppe III gibt es einen münzdatierten Fundverband. So enthielt das relative reiche Grab von Hammersdorf (M3oteczno) neben den zwei Fibeln, zwei goldene Eimerberlocks und Reste von zwei römischen Silbertellern, eine Kette mit einem Medaillon von Constantius II (337-361). Das Medaillon, dessen Anhängeöse mit den Anhängeösen der Medaillone von Szilágysomlyó/Șimleu Silvaniei verwandt zu sein scheint, weist auf dem Ausgang des 4. Jahrhunderts hin. Damit würden die Fibeln dieser Gruppe, zusammen auch mit der Emailfibel von Szilágysomlyó/Șimleu Silvaniei dem ausgehenden 4. Jahrhundert angehören.

    Für die chronologische Einordnung der IV. Gruppe erweist sich der Grabfund von Untersiebenbrunn von besonderer Bedeutung. Die hier angetroffenen stempel- und punzierverzierten Zaumzeugbeschläge oder Anhänger, weisen auf die ersten Jahrzehnte des 5. Jahrhunderts hin. Angesichts dieses Umstandes und der relativen chronologischen Position dieser Gruppe, scheint mir ihre chronologische Einordnung in den ersten Jahrzehnten des 5. Jahrhunderts am wahrscheinlichsten.

     Die Fibel der V. Gruppe würden dann logischerweise dem zweiten Viertel des 5. Jahrhunderts angehören. Es sei dabei noch einmal darauf hingewiesen, daß die Verzahnung der verschiedenen Gruppen ein kennzeichnendes Merkmal ihrer chronologischen Entwicklung ist. Einen Hinweis dafür könnten auch die zwei, durch Gravierung verzierten phantastischen Figuren von der Kopfplatte der Fibel Nr. 7 von Szilágysomlyó/Șimleu Silvaniei darstellen. Die nächste Entsprechung dieser phantastischen Tierdarstellung kommt auf dem rautenförmnigen Schnallenbeschläg aus dem Grabfund von Sagi (Dnjeprmündungsgebiet) vor. Neben der phantastischen Tierdarstellung, wurde das Beschläg zusätzlich mit einem punzierten blütenförmigen Motiv verziert, wie es sonst noch auch auf der Goldkanne aus dem Schatzfund von Pietroasa vorkommt, also in einem den Anhängern von Cooovenii de Jos und Untersiebenbrunn sehr verwandten Verzierungsstil.

     Durch die Fibel mit trapetzförmiger Platte von Kühn-New York (21) und Regöly (22), ließe sich der Übergang zur letzten chronologischen Gruppe (Gruppe VI) durchführen, die nur durch Fibeln aus dem (zweiten) Schatzfund von Șimleul Silvaniei vertreten ist.. Diese Fibeln, bei deren Verzierung neben Cabochoneinlagen, manchmal sogar sehr intensiv auch die Kloisonée-Verzierung benützt wurde (z. B. Fibelpaar Nr. 15) und die, durch ihre auffallende und fast untragbare Länge, an die D 2/3 zeitlichen Fibeln von Smolin und Kosino (Bárábas) oder an die D/ 3 zeitlichen Fibeln aus dem Grabfund von Gáva erinnern, könnten eine D/ 2-3 Stufe veranschaulichen. Absolut chronologisch würde sich das auf die Zeit um die Mitte 5. Jahrhunderts beziehen.

    Auch wenn vor "typologischer Rigorismus" gewarnt werden soll, ist es eindeutig, daß diese Fibeln eine typologische und chronologische Entwicklung wiederspiegeln, eine Entwicklung die, angefangen vom ausgehenden 4. Jh., sich über die ganze erste Hälfte des 5. Jh erstreckt23, man könnte meinen bis am Vorabend der Schlacht von Nedao.

    Sie bilden zugleich auch einen ausgesprochen wertvollen Hinweis für die stetig steigende Position des gepidischen Könighauses im Rahmen der hunnischen. Machstruktur und auch für das immer stärker werdende Selbstbewußtsein der gepidischen Führungsschicht.

    Es erweist sich also als eindeutig, daß der Schatzfund während der ersten Hälfte des 5. Jhs. getragen und irgendwann im zweiten Drittel (also 430-460) verborgen/deponiert wurde. Nicht einverstanden bin ich aber mit der Begrenzung auf die Zeitspanne 435-445 und der Verbindung mit dem postulierten Dynastiewechsel. Wie schon oben öfter angedeutet wurde, gibt es eine Reihe von Anhaltspunkte, die für eine chronologische Einordnung des Schatzfundes bis um die Mitte des Jahrhunderts sprechen. Das führt dann notgedrungen zu anderen Erklärungsmöglichkeiten oder Szenarien.

    Die möglicherweise einem Königsschatz angehörenden Pretiosen von Szilágysomlyó/Șimleu Silvaniei scheinen eine, bewußt getrennte, sich auf einheitliche typologische Kriterien erfolgte Deponierung darzustellen und zwar eine Fibeldeponierung (der zweite Schatzfund) und eine Hals- und Brust-schmuck-deponierung (der erste Schatzfund) oder mit anderen Worten: eine mehrfache Deponierung. Es stellt sich dabei die Frage, ob diese einheitliche Struktur der Deponierung, die aber auch von einigen anderen zeitgleichen Schatzfunden suggeriert wird: Gefäße im Schatzfund von Tãuteni24 oder Löffel und Gefäße- also Trinkservice im Schatzfund von Botooani25, nicht mehr auf eine rituelle Deponierung als auf ein Verstecken hinweisen könnte

     Ausgehend auch von der Auswah der Fundtselle, ähnlich wie in Pietroasa oder Tauteni in einer bergigen Zone, der wiederholten Deponierung auf demselben Platz, den personbedingten Pretiosen, von den, für das profane Leben wertlosen Gegenständen (die durchbrochenen Scheiben aus dem ersten Schatzfund), von dem großen materiellen und dadurch auch symbolischen Wert der Beigaben oder von dem Vorkommen von, in den zeitgleichen Grabfunden unbekannten Pretiosen (Medaillone, Halskette) und in Anlehnung an ähnlichen Charakteristika mancher Schatzfunde aus Nordeuropa, die als ein Hinweis für rituelle Deponierungen betrachtet wurden26, könnte man auch im Falle des Schtzfundes von Szilágysomlyó/Șimleu Silvaniei, Rückstrahlungen eines ähnlichen Vorganges sehen. Grund dazu wäre der verantwortungsvolle und schwerwiegende Entschluß der gepidischen Oberschicht, sich an die Führung des antihunnischen Krieges zu stellen. Daß die Götter sich als wohlwollend gezeigt hatten, konnten es die Zeitgenossen empfinden und die Nachwelt vollziehen.

    Ein möglicher Dynastiewechsel könnte aber nach der Nedaoschlacht stattgefunden haben. Hinweisend dafür könnte das erste Prunkgrab von Apahida betrachtet werden27. Dabei soll hervorgehoben werden, daß die Beigaben des Grabes, eine eindeutige Rückstrahlung des Vertrages darstellen, den die Gepiden nach Nedao mit Ostrom abgeschlossen haben (Iordanes, Getica 264).

    Doch erfreute sich nicht Ardarich der Früchte des Sieges und in Apahida wurde nicht Ardarich, der Sieger von Nedao, sondern dem Namen- und Siegelring nach zu urteilen, Omharus/ Omharius/ Audomharius ("Heer des Heeres") wahrscheinlich (?) Omaharus bestattet. Ob aber Nachfolger oder Usurpator des ille famosissimus Ardaricus ist schwer entscheidbar, doch scheint die Position als Nachfolger wahrscheinlicher zu sein.

 
Note
1 Bierbrauer 1998, 397 ff.
2 Iordanes, Getica 97-100.
3 Harhoiu 1998, 262 Abb.15; 263 Abb. 16.
4 A.a.O.
5 Bierbrauer 1998, 401 ff mit weiterer Literatur u 400 Abb. 6.
6 Harhoiu 1998, 151 u. Taf. CXXXIX/ 1-3, 19, 49-53, 70-75, 95.
7 Bierbrauer 1988, 401.
8 Bóna 1981, 367.
9 Schmidt 1969, 531 m. Anm. 3.
10 Im allgemeinen darüber Pohl 1980, 244
11 Iordanes, Getica, 199.
12 Bierbrauer 1980, Abb. 16-17 (mit Anm. 64); Harhoiu 1988, 153, Taf. CXXXIX/ 20-22, 31, 38, 55-58a76-77; CXL/ 3-4, 14-14, 16-18, 26-35, 40, 43, 45-48, 51;.
13 Bierbrauer 1980, 136.
14 Zu den Fundumständen beider Schatzfunden: Berhard-Walcher 1999; Kiss 1999.
15 Fettich 1932, 53 ff; Harhoiu 1988, 261 Abb. 14.
16 Harhoiu 1998, 89 ff.; Schmauder 1999
17 Harhoiu 1998, 67ff.
18 Harhoiu 1998, 74 ff.
19 Harhoiu 1998, 76
20 Harhoiu 1998, 129 f.
21 Kiss 1999a, 166 ff; zum angenommenen Dynastiewechsel: siehe auch Bóna 1990, 80; Bóna 1991, 64.
22 Harhoiu 1998, 78 ff.
23 Ausführlich Harhoiu 1988, 93 ff.
24 Dumitraşcu 1975.
25 Banck 1966, 346; Taf. 100/ a, f, e.
26 Geißlinger 1967.
27 Harhoiu 1998, 157-158.